An der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 hat am 20. Oktober 2023 das erste Rosewood-Hotel in Deutschland eröffnet – ein Haus der Kategorie „Fünf-Sterne Ultra Luxury“. Über Butlerservice, offene Kamine und Marmorbäder in den 59 Luxussuiten hinaus interessieren sich vor allem Event-Profes-sionals für interessante Entwicklungen an der Schnittstelle Event und Hotel, die mit dem Rosewood in München umgesetzt werden sollen.
Was sind Ihre Pläne für die Münchner Location, das neue Rosewood-Hotel?
Zunächst mal wollen wir mehr sein als nur ein weiteres konventionelles Luxushotel: eine Location, wo man interessante Menschen trifft, mit der man sich verbunden fühlt und einen Mehrwert mitnimmt. Und wenn es darum geht, die Event-Professionals über die Schnittstelle Event und Hotel zu informieren, betone ich die Experiences, denn „intelligente Hotellerie“ bedeutet für uns: Räumlichkeiten anzubieten, die mehr als die gängigen Event-Locations sind. Wir nennen das „Sense of Places“ – also ein Wohnzimmerfeeling zu kreieren statt das herkömmliche Bankettsaalfeeling. So bieten wir auch mit den Räumlichkeiten im Palais Neuhaus-Preysing eine Plattform an, die über den Content der Menschen, die teilnehmen, hinaus vor allem mit der Location begeistert: Mit dieser Palette von Stilen und Umgebungen kuratieren wir unsere Events für die unterschiedlichsten Ansprüche vom Board-Meeting bis zum Privatfest mit individuellen Surprise-Moments.
Wie vereinbaren Sie diesen ästhetischen Ansatz mit den Geboten der Nachhaltigkeit?
Die sind bei uns ganz groß geschrieben: Zunächst mal haben wir einen Neubau geschaffen, der nicht historisierend, sondern modern ist und dennoch das vorhandene Historische nicht als Bruch erscheinen lässt. Wir haben uns dabei auf klassische Architektur verständigt, die zeitlose Qualitätsmaterialien wie Naturstein und Holz verwendet. Bei der Konzeption des Baus wurden zwei Gebäude, das Haus der Bayerischen Staatsbank und das Palais Neuhaus-Preysing nachhaltig und behutsam umkonzipiert. Es galt, die Historie mitzunehmen und den Menschen in München mit dem neuen Zweck etwas zurückzugeben. Auch die Brücke – anstatt sie abzureißen und dem Schutthaufen zu übergeben – nutzen wir weiter. Wir unterstützen also sowohl Nachhaltigkeit, kümmern uns aber auch um Social Inclusion! So stellen wir auch viele Mitarbeiter*innen ein, die etwa mit einem Flüchtlingsstatus bei uns anfangen, auch solche, die nicht aus dem Bereich Hotellerie kommen, Menschen, die hier etwas lernen wollen – ja, auch Menschen, die des Deutschen noch nicht zu hundert Prozent mächtig sind.
"Es galt, die Historie mitzunehmen und den Menschen in München mit dem neuen Zweck etwas zurückzugeben."
Zwei Zauberwörter dazu sind „attitude-hires“! Und: „emotional touch“! In Bezug auf Environment nenne ich unser Programm „Partners in provenance“. So ist uns die Herkunft der Produkte, die wir auf dem Speisezettel anbieten, wichtig. Ich habe mich zusammen mit unserem Küchenchef ins Auto gesetzt und bin zu unseren wichtigsten Herstellern, Lieferanten und Produzenten aufs Land gefahren. Auch bei der Ernte waren wir dabei. Nur zu sagen, man kauft regional ein, heißt ja noch gar nichts. Dagegen setzen wir Relationship-Hospitality. Wir stellen zu unseren Produzenten persönliche Beziehungen her. Unser Küchenchef kennt unseren Lammbauern seit fünf Jahren, geht einmal im Jahr mit ihm auf die Alm, bleibt drei Tage, hütet auch mal die Schafe und baut dadurch noch mal eine ganz besondere Beziehung auf.
Gibt es Neuerungen bei der Planung und Durchführung von Events?
Die Vielfalt unserer Locations und die Betonung von individuellem Service, persönlicher Betreuung sowohl bei Corporate als auch Social Events. Wir bieten einen historischen Ballsaal an, dazu vier völlig unterschiedliche Salons, alle im Palais Neuhaus-Preysing nebenan. Eine Neuerung ist gewiss auch die schon erwähnte Brücke, die das Haus der Bayerischen Staatsbank, gebaut in den 1960er-Jahren mit dem Parkhaus verbunden hat. Diese Brücke haben wir um-konzipiert, zu einem Teil des Hauses – wie in New York, wo man im Standardhotel über der High Line schwebt, können Sie hier über der Salvatorstraße schweben und durchgucken bis runter in die Kaufingerstraße. So eine Location etwa für ein Galadinner gibt es sonst nirgendwo.
Kommen auch technologische Innovationen zum Einsatz?
Wir kommen dem Gast ausdrücklich nicht übermäßig mit QR-Codes etc. Wir haben nur ganz wenige Bereiche, in denen wir mit IT arbeiten, denn wir wollen die persönliche Experience mit dem Gast selber. User-friendliness und dass alles reibungslos funktioniert, hat nicht immer etwas mit Technologie zu tun, das ist meine Erfahrung. Deshalb wollen wir ausdrücklich keine Vorreiter für allumfassenden Einsatz von IT-Innovationen sein. Das Segment, in dem wir uns befinden, schreibt den persönlichen Kontakt zum Gast ganz groß. Dazu gehört, finde ich, auch immer noch die gute alte handgeschriebene Willkommenskarte – viele Gäste freuen sich darüber so sehr, dass sie sie mitnehmen und aufheben wie eine schöne Postkarte.
Roland Duerr ist Managing Director des Rosewood Munich, dem ersten Haus der Marke in Deutschland und dem sechsten in Europa, das am 20. Oktober 2023 eröffnet wurde. Mit mehr als 20 Jahren internationaler Hotelerfahrung bringt Roland Duerr sowohl seine Expertise im Hotelmanagement als auch sein kulturelles Verständnis in seine neue Position ein, für die er seit dem 1. November 2022 verantwortlich zeichnet. Duerr ist seit mehr als zehn Jahren Teil von Rosewood, zunächst als Hotelmanager des The Carlyle, A Rosewood Hotel in New York. Zuletzt war er Managing Director des Rosewood Abu Dhabi, wo er seit 2016 tätig war. Bevor er zu Rosewood kam, absolvierte er eine Karriere im F&B-Bereich und bekleidete verschiedene Führungspositionen im Jumeirah Beach Hotel in Dubai, im Four Seasons Hotel Berlin, im Burj Al Arab in Dubai sowie im Jumeirah Essex House in New York.
Die erste Anlaufstelle, wenn Sie mal längere Zeit nicht in München waren?
Durch den Englischen Garten! Ganz klar!
Wo trifft man die sympathischsten Menschen der Stadt?
Der beste Ort, um Fernweh zu stillen?
Ich bin ja gerade erst angekommen – ich hab kein Fernweh!
Was würden Nicht-Münchner*innen hier nicht erwarten?
Oh, ich wusste zum Beispiel nicht, dass der Englische Garten größer ist als der Central Park in New York oder dass Alfred Hitchcock in seiner frühen Schaffensperiode viel in München war. Freddy Mercury weiß man, Richard Strauß auch – von all denen haben wir hier Porträts hängen. Aber Hitchcock?
Lederhose/Dirndl – ja oder nein?
Natürlich ja!
Der beste Ort für einen Sundowner?
Für eine ehrliche Antwort muss ich leider kurz aus München weggehen: denn das ist für mich persönlich die Uferpromenade des Starnberger Sees.
Da bin ich zu Hause:
Da ich nicht in München wohne, sondern ins Würmtal gezogen bin, kann ich nur sagen, in welchem Münchner Viertel ich mich am ehesten zu Hause fühlen würde – und das ist Haidhausen.
Das liebste bairische Wort?
„Schau’ mer mal“
Isar oder Eisbach?
Für mich hat der Eisbach den größeren Charme! Wie er sich durch die Stadt und den Englischen Garten schlängelt – und natürlich auch wegen der Surfer!
Der beste Ort in München, um den Besuch zu beeindrucken?
Man kann ja innerhalb von 20 Minuten so einige City-Highlights Münchens ablaufen – die Residenz, den Wittelsbacherplatz, die Feldherrenhalle, ja, und auch der Viktualienmarkt zählt für mich dazu!
Der beste Ort in München für ein romantisches Date?
Schloss und Park Nymphenburg!
Der beste Ort in München um Kunst zu erleben?
Die Pinakotheken.